Die weiten Wege, die Insekten heute häufig zurücklegen müssen, um Blüten und damit Nahrung zu finden, konnten die Teilnehmer der von Dr. Berit Philipp (NABU-Naturschutzstation Münsterland) und
Britta Ladner (NABU-AG Botanik) geleiteten Exkursion am vergangenen Sonntag, den 8. Juli 2018, selbst nachempfinden. Angesichts umfassend gemähter Wiesen war es nicht ganz einfach, blühende
Pflanzen und damit auch Insekten zu finden.
Blütenpflanzen und bestäubende Insekten blicken auf eine ca. 200 Millionen Jahre lange gemeinsame Geschichte zurück, in deren Verlauf sie sich immer weiter aneinander angepasst haben. Nur
gemeinsam können sie überleben und sich erfolgreich fortpflanzen. In manchen Fällen sind die Beziehungen zwischen den einzelnen Arten hoch spezialisiert.
So besucht der Hauhechel-Bläuling, ein Tagfalter aus der Familie der Bläulinge, zwar unterschiedliche Blüten zur Nektaraufnahme, legt seine Eier jedoch ausschließlich an Hornklee-Arten und
anderen Pflanzen aus der Familie der Schmetterlingblütler ab, die den Raupen als Nahrung dienen.
Sehr beliebt bei unterschiedlichen Insekten-Arten ist die Wiesen-Flockenblume. Aus den Röhrenblüten dieses unter Naturschutz stehenden Korbblütlers können Schmetterlinge mit ihren langen
Saugrüsseln bequem Nektar saugen. Aber auch langrüsselige Hummeln finden hier in Nektar und Pollen ein gutes Nahrungsangebot für sich selbst und ihre Larven.
Eine spezialisierte Beziehung besteht zwischen der Gattung der Schenkelbienen und den Gilbweiderich-Arten, besonders dem Gewöhnlichen Gilbweiderich. Dieser bietet statt Nektar ein fettes Öl, das
von den weiblichen Schenkelbienen gesammelt wird und das zusammen mit Pollen den Larven als Nahrung dient.
Jedoch sind nicht nur Pflanzen überlebenswichtig für Insekten. Besonders unsere heimischen Wildbienen sind auf passende Strukturen für die Anlage von Bruthöhlen angewiesen. Für die meisten von
ihnen sind offene, besonnte Bodenstellen unabdingbar, in die sie für die Eiablage Gänge graben.
Lockere, sandige Böden benötigt der seltene Ameisenlöwe, dessen trichterförmige Fanggrube am Rande eines Pferdeweges das Interesse der Gruppe auf sich zog. Als Ameisenlöwe wird die Larve der
Ameisenjungfer, einem Netzflügler, bezeichnet. Er ist ein Lauerjäger und ernährt er sich von kleinen Insekten, die in seinen Fangtrichter rutschen und die er dann mit seinen Kieferzangen
greift.
Ein großes Anliegen der Exkursions-Gruppe waren Tipps für eine insektenfreundliche Gestaltung des eigenen Gartens. Hier kann man viel erreichen, wenn man auf überzüchtete, häufig sterile Pflanzen
wie gefüllte Korbblütler verzichtet und stattdessen ursprünglichere und möglichst heimische Pflanzen auswählt. Besonders die Familien der Korbblütler, Lippenblütler und Schmetterlingsblütler
bieten hier eine reiche Auswahl. Auch "Unkräuter" wie der Gemeine Dost, dürfen gerne einmal stehen gelassen werden. Und wer dann noch für unterschiedliche Strukturen sorgt und auch ein paar nicht
bewachsene Flächen zulässt, hat schon viel getan.
Viele nützliche Tipps in gut verständlicher, kurzer Form finden sich in dem Faltblatt "Hummeln geht der Saft aus" von der NABU- Naturschutzstation Münsterland, das als PDF-Datei heruntergeladen
werden kann.