Jährliche Bestandserfassung der AG Botanik im Kunstwerk sanctuarium jährt sich zum 20. Mal

Im Westen nichts Neues - und auch nicht im Norden, Süden und Osten

Mitglieder der AG Botanik vor dem sanctuarium an der Einsteinstraße (Foto: Gerhard Kock)
Mitglieder der AG Botanik vor dem sanctuarium an der Einsteinstraße (Foto: Gerhard Kock)

 

Brombeere, Efeu, Rot-Eiche, Stiel-Eiche, Weißer Hartriegel... - säuberlich notierten die Besucher der AG Botanik am 8. Oktober 2017, alle Arten, die sie durch die vier nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Öffnungen im Kunstwerk sanctuarium an der Einsteinstraße entdecken konnten. Ergebnis: genau die gleichen Arten wie im vergangenen Jahr, zwölf verschiedene Gehölze und die Brombeere als letzte verbliebene Staude. Im letzten Jahr war mit dem Kirschlorbeer wenigstens eine neue Art als Abwechslung dazu gestoßen.

Die Entwicklung der Vegetation im sanctuarium
Die Entwicklung der Vegetation im sanctuarium

Ein sanctuarium, einen Schutzraum, für die Natur vor dem Menschen schuf der niederländische Künster Herman de Vries als Beitrag zur Ausstellung Skulptur.Projekte in Münster 1997. Auf zunächst nacktem Boden mit einer Wildblumenmischung sollte sich die Vegetation frei entfalten. Seitdem sucht die AG Botanik alljährlich im Oktober für eine Pflanzeninventur die kreisrunde Steinmauer im erweiterten Schlossgarten auf. Anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Aktion und der diesjährigen Skulpturen Projekte 2017 waren diesmal Herman de Vries und die Presse eingeladen worden. Leider hatte der hochbetagte Künstler nicht kommen können, aber die Kulturredaktion der Westfälischen Nachrichten war vor Ort und versprach einen angemessenen Beitrag in einer der nächsten Ausgaben.

Die 2,65 m hohe und 14 m im Durchmesser messende Mauer an der Einsteinstraße umschließt ein kleines Stück Natur, die dort nach dem Konzept des Künstlers – selbst ein studierter Biologe – vom Menschen unbeeinflusst wachsen können soll. Der Künstler will mit seinem Beitrag inmitten einer stark vom Menschen geprägten Parkanlage darauf aufmerksam machen, wie schutzbedürftig die Natur mittlerweile ist und wie wenig Möglichkeit sie ansonsten zum ungestörten Wachstum hat. Eine Sanskrit-Inschrift am oberen Rand weist auf die Vollkommenheit der Natur hin. Die mittlerweile wild wuchernden Graffiti an der Außenseite unterstreichen den Kontrast Mensch-Natur noch.

Seit dem Bau des Kunstwerks 1997 verfolgt die AG Botanik den Fortschritt der Natur und dokumentiert jeweils Mitte Oktober, welche Pflanzenarten in diesem städtischen Miniatur-Schutzgebiet vorkommen. Das ermöglichen die ovalen Öffnungen, die an allen vier Himmelsrichtungen in das Bauwerk eingelassen sind. In den zwanzig Jahren, die das Objekt inzwischen steht, sind einige Bäume bereits deutlich über die Mauer hinausgewachsen, und auch Efeu und Brombeere zeigen deutliche Ausbruch-Tendenzen. Bleibt abzuwarten, ob es im nächsten Jahr wieder heißt: im Westen usw. nichts Neues, oder ob es nicht vielleicht doch noch mal ein Neuling ins sanctuarium schafft...

Bestandserfassung im Osten des Kunstwerks (Foto: Thomas Hövelmann)
Bestandserfassung im Osten des Kunstwerks (Foto: Thomas Hövelmann)