Exkursion der AG Botanik zu Gehölzen im winterlichen Zustand an der Werse

Wie man den Frühling schon im Winter entdecken kann

Gebannt folgten die Exkursionsteilnehmer den Ausführungen von Jörg Frenz (links)
Gebannt folgten die Exkursionsteilnehmer den Ausführungen von Jörg Frenz (links)

Bei schönstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen trafen sich am Samstag, den 28. Januar 2017, fast 20 unternehmungslustige Baumfreunde nebst zwei vierbeinigen "Stöckchen-Liebhabern" an der Werse, um sich von Diplom-Geograph Jörg Frenz in die geheimnisvolle Welt der Gehölze im "Winterschlaf" entführen zu lassen.

Noch bevor der idyllische Rundweg entlang der noch leicht überfrorenen Werse überhaupt betreten war, gab es bereits auf dem Parkplatz erste Informationen zum heimischen Berg-Ahorn Acer pseudoplatanus, der sich anhand seiner grünen Knospenschuppen auch in unbelaubtem Zustand gut vom ebenfalls heimischen Spitz-Ahorn Acer platanoides (mit dunkelroten Knospenschuppen) unterscheiden lässt. Ein sehr schönes älteres Exemplar des Berg-Ahorns mit typisch schuppig abblätternder Borke findet sich übrigens direkt am Eingang zur "Pleister Mühle".

Im Verlauf der Exkursion erhielten die Teilnehmer jedoch nicht nur vielfältige botanische Informationen, sondern profitierten auch vom etymologischen Hintergrundwissen des Exkursionsleiters. So lässt sich zum Beispiel der wissenschaftliche Name der Esche Fraxinus excelsior, ein typisches Gehölz des Auenwaldes, auf lateinisch frangere - "brechen" zurückführen, was vermutlich darauf hinweist, dass nicht ausreichend besonnte Zweige absterben und schließlich abgeworfen werden.

Auch kulturell Interessierte kamen an diesem Nachmittag auf ihre Kosten: So erfuhr man, dass der "weiblich-zarte" Efeu Hedera helix, der sich an die "männlich-starke" Stiel-Eiche Quercus robur (lateinisch robur - "Stärke") schmiegt, ein beliebtes und durchaus symbolisch genutztes Motiv der Biedermeier-Malerei war. Ganz nebenbei wurden die gut gelaunten Naturfreunde darauf hingewiesen, dass der Efeu eine Besonderheit bezüglich der Blätter, die sogenannte Heterophyllie, aufweist: die gelappten Blätter der kletternden Triebe unterscheiden sich in ihrer Gestalt von den ungelappten Blättern der blühenden, nicht kletternden Triebe.

Unterwegs unter Eichen - auch der selteneren Trauben-Eiche Quercus petraea - und Hainbuchen Carpinus betulus, die den für diese Landschaft typischen Eichen-Hainbuchen-Mischwald bilden, klärte Jörg Frenz seine interessierte Zuhörerschaft darüber auf, dass die Hainbuche wesentlich toleranter gegenüber Staunässe ist als die Rot-Buche Fagus sylvatica (im Gegensatz zur Hainbuche eine echte Buche), was gerade in unmittelbarer Nachbarschaft zur Werse natürlich von Vorteil ist. In diesem Zusammenhang wurden wiederum die Knospen genauer betrachtet, die auch im Winter eine klare Unterscheidung der beiden Arten ermöglichen - sind doch die Knospen der Rot-Buche wesentlich länger und spitzer als die der Hainbuche.

Auch die Sal-Weide Salix caprea lud noch einmal dazu ein, beim Betrachten der Knospen vom Frühling zu träumen: Für die Gattung der Weiden Salix ist es typisch, dass nur eine Knospenschuppe vorhanden ist. Dies ist laut Exkursionsleiter sonst nur noch bei der Platane Platanus x hispanica der Fall.

Standen Gehölze auch im Mittelpunkt des Nachmittags, so luden darüber hinaus auch trockene Fruchtstände von Wildkräutern am Wegesrand zum Betrachten ein, unter anderem vom Wiesen-Bärenklau Heracleum sphondylium. Hier hatte Jörg Frenz schließlich noch einen schönen Merkspruch eigener Kreation anzubieten, der bei der Unterscheidung zu einem anderen Doldenblütler, der Wald-Engelwurz, eine willkommene Hilfestellung gibt:

"Ist der Stängel kantig-rauh,
geht es um den Bärenklau.
Seh'n wir einen glatten Stängel,
gehört er zu der Wurz vom Engel."

Nach rund eineinhalb Stunden endete die Veranstaltung unter herzlichem Applaus für den Exkursionsleiter. Mit einem anschließenden gemütlichen Kaffee-Trinken in der "Pleister Mühle" fand dieser rundum schöne Nachmittag dann seinen gelungenen Ausklang. Eine Folgeexkursion der AG Botanik zu Gehölzen im Frühling an der Werse ist für April geplant.

Text: Britta Ladner

 

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