Tagung bei der Arbeitsstelle Forschungstransfer der Universität Münster. Eine Einladung, einen Elevator pitch bei einem Citizen Science-Meeting zu halten - Wow! So klingt es, wenn die Universität versucht, normale Menschen an ihre Arbeit heran zu führen. Dr. Thomas Hövelmann von der AG Botanik des NABU Münster musste auch zweimal überlegen, bevor ihm klar wurde, dass er einen Kurzvortrag zu Bürgerwissenschaften halten soll.
Bürgerwissenschaften, oder auch "Citizen science", ist vor dem Hintergrund schrumpfender Kassen der Universitäten und öffentlichen Hände ein Versuch, ehrenamtliches Wissen fachkundiger Laien einzusammeln und für die Wissenschaft zu nutzen.
In seinem Kurzvortrag ging Hövelmann auf die Tradition beim NABU Münster ein, der wie andere NABU-Gruppen auch seit Jahrzehnten Daten über
Pflanzen- und Tierarten sammelt und analysiert. Die große Datenmenge und die in der Regel auch sehr gute Datenqualität ermöglicht einen ausgezeichneten Überblick über den Zustand der Natur, auch über längere Zeiträume. Das wäre mit bezahlten Kräften niemals möglich gewesen.
Beispiele außerhalb der Botanik ist ein Atlas über die Heuschrecken in Münster oder die "Vögel zwischen Ems und Emmerbach", die auch heute noch eine wichtige Informationsgrundlage darstellen.
"Unsere Flora von Münster ist dafür ein perfektes Beispiel," freut sich Hövelmann. Seit mehr als zehn Jahren sammeln Dutzende von Mitgliedern der AG Botanik Fundorte von heimischen Pflanzen und geben sie selbständig in eine Online-Datenbank ein. Die Daten werden sogar für das Allgemeinwohl genutzt, zum Beispiel für die Umweltdaten der Stadt Münster oder bei der Bewertung von Eingriffen durch Bauvorhaben. Aktuell ist die AG Botanik sogar vom Landesamt Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) beauftragt worden, für das Stadtgebiet Münster die fachliche Grundlage für die kommende Rote Liste der gefährdeten Pflanzenarten 2020 zu erarbeiten. "Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die der NABU in Münster gerne übernimmt," stellt Hövelmann fest.