Hunde sind doch die besseren Botaniker: Bei seinem Neujahrsspaziergang mit "Rocky" besuchte der Hammer Botaniker Guido Bohn eine für den Hund recht interessante Mauer in Hamm-Heessen, damit der dort sein Markierungsgeschäft verrichten konnte. Bei der kurzen Verweildauer fielen Bohn dann ca. 100 Exemplare des Schwarzstieligen Streifenfarns Asplenium adianthum-nigrum auf, an denen er zuvor jahrelang achtlos vorbeigelaufen war - eine botanische Sensation, war doch dieser seltene Felsenfarn bislang aus dem Münsterland nicht bekannt.
Am vergangenen Samstag, den 24. März, besuchten acht Botaniker der AG Botanik den unscheinbaren Standort in einem Wohngebiet gegenüber eines Supermarktes, um die seltene Art zu inspizieren. Zwischen größeren Beständen der Mauerraute Asplenium ruta-muraria - einem weiteren kleinen Farn kalkhaltiger Felsen, der im besiedelten Bereich in den Mörtelfugen von Backsteinmauern einen sekundären Lebensraum gefunden hat - machten die nur ca. 10 cm großen Wedel des seltenen Schwarzstieligen Streifenfarns einen ziemlich verfrorenen Eindruck: der strenge Frost in den Wochen zuvor hatte den Pflanzen doch arg zugesetzt.
Versehen mit weiteren Tipps von Guido Bohn fanden die Münsteraner Naturfreunde bei ihrem Spaziergang durch Heessen auch erste Frühlingsboten wie den Gefingerten Lerchensporn, Scharbockskraut,
Wald-Goldstern und März-Veilchen. Auch staunten die Teilnehmer über die zahlreichen Misteln in den Bäumen: in Hamm ziemlich häufig kommt diese auf Bäumen schmarotzende Wildpflanze im Münsterland
nördlich von Hamm praktisch nicht mehr vor. Ein Meldeaufruf der AG Botanik im Februar hatte gerade mal ein Vorkommen bei Nottuln ergeben.
Nach dem abschließenden Besuch einer Eisdiele machten sich die Münsteraner Botaniker auf den Rückweg nach Münster, versehen mit frischen Frühlingseindrücken und der Kenntnis einer neuen Art - "Na
ja, so ist das Leben manchmal doch voller Überraschungen, wenn man genauer hinsieht." hatte ihnen Guido Bohn mit auf den Weg gegeben - wenn man den richtigen Hund dabei hat.