Der Steinkauz (lat. Athenae noctua) ist eine kleine Eulenart und zählt wie die größere Schleiereule (Tyto alba) zu den Kulturfolgern in landwirtschaftlich orientierten Regionen. Als Lebensraum bevorzugt er also durchaus die Nähe zum Menschen. So nutzt er zum Beispiel dessen Streuobstwiesen, Viehweiden und ausgedehnte Gärten zur Nahrungssuche. Er frisst Regenwürmer, Käfer, Grillen, aber auch Mäuse und sogar Maulwürfe. Gerne zieht er sich zur Ruhe in einen Schuppen oder bei Kälte in einen warmen Viehstall zurück. Als Jagdansitze bevorzugt er Baumreihen oder Zaunpfähle. Und er zieht in solchen Lebensräumen, wenn er eine geeignete Behausung findet, seinen Nachwuchs groß. Einen geeigneten Brutplatz in hohlen Obst- oder Kopfbäumen findet er heutzutage allerdings nur noch selten, da die Streuobstwiesen kaum noch wirtschaftlich genutzt werden können und deshalb immer seltener bewirtschaftet werden. |
Um dem Rückgang dieser Vogelarten entgegenzuwirken, der die Folge wirtschaftlicher Umstrukturierungen ihrer Lebensräume ist, hängen die im NABU und/oder Eulenschutzbund organisierten Eulenliebhaber bereits seit über dreißig Jahren künstliche Nisthilfen an geeigneten Stellen auf. Für die Steinkäuze werden Röhren verschiedener Konstruktion verwendet und vorwiegend in Obstbäumen aufgehängt; für die Schleiereulen werden entsprechende Kästen gezimmert und größtenteils an den Giebelseiten von Scheunen platziert.
Denn es gibt sie ja durchaus noch – die naturverbundenen Menschen, die gemäß ihren Möglichkeiten den Eulen den benötigten Platz einräumen und die den Eulenfachleuten erlauben, Nisthilfen nahe ihrer Höfe oder in ihren Gärten aufzuhängen.
Diese Nistvorrichtungen gilt es nun in einem knappen Zeitfenster aufzusuchen und zu kontrollieren, um den regionalen Bestand festzustellen. Die Daten werden zusammengetragen und zentral gesammelt, damit der Gesamtbestand Deutschlands erfasst werden kann.
Jedes Jahr Ende Mai und Anfang Juni zieht eine kleine Schar Münsteraner Eulenliebhaber los und macht sich – mit einer geeigneten Leiter unter’m Arm - zur Jungeulenzählung auf. Gezählt werden Steinkäuze und Schleiereulen, aber auch Turmfalken.
Dies ist die spannendste Zeit im Jahr, denn nun zeigen sich die Auswirkungen des vorangegangenen Winters auf die Eulen und ob die Auswahl der Plätze für die Nisthilfen geeignet ist. Und man wird
sehen, ob die eine oder andere Niströhre noch hängt, oder ob sie im Winter vielleicht doch mitsamt Ast heruntergefallen ist.
Also packen die Vogelliebhaber ihre Leiter in’s Auto, dazu Kleinhandwerkzeug für notwendige Reparaturen und dann geht’s los. Und vor Ort dann geht’s die Leiter rauf, die Klappe der Niströhre wird
geöffnet und in die Röhre reingeguckt. Manchmal weiß man schon vorher, dass hier kein Steinkauz seine Brut aufzieht, nämlich wenn Spinnweben direkt vor dem Einflugloch gespannt sind. Aber
ist die Öffnung frei, steigt die Hoffnung. Manchmal wird man dann doch enttäuscht, wenn sich zum Beispiel ein Marder in der Röhre häuslich niedergelassen hat oder Singvögel die Röhre nutzen oder
die Röhre dennoch unbenutzt ist. Wer Pech hat und vorher nicht genügend aufgepasst hat, kann sich auch mal vis-à-vis mit einem Hornissennest konfrontiert sehen. Die kleinen Nützlinge sind
durchaus wehrhaft und mögen solche Eindringlinge gar nicht gerne. Da gilt es, schnellstmöglich von der Leiter herunter zu kommen und die Beine in die Hand zu nehmen...
Dieses Jahr haben die Steinkäuze spät gebrütet – wohl der lang anhaltenden Kälte im Frühjahr wegen. Daher fand in den ersten „üblichen Kontrolltagen“ weniger eine Jungvogelzählung, denn mehr eine Eierzählung statt. Die Kontrollen wurden zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt.
Daher liegen zwar die Auswertungen noch nicht vollständig vor, doch zeigt sich – wie im vergangenen Jahr – eine leichte Erholung des Bestandes nach dem kalten und schneereichen Winter vor drei Jahren.
Die „Mühe“ der – übrigens ehrenamtlich arbeitenden – Eulenliebhaber hat sich wieder einmal gelohnt. Und wieder werden sie im Herbst neue Nisthilfen bauen, alte ersetzten und neue Plätze für die Aufhängung weiterer Röhren erkunden.
Doch zunächst richten sie ihr Augenmerk auf die Schleiereulen und ihre diesjährige Brut.
Text und Bilder: Dr. Susanne Petschel