Der Kammmolch (Triturus cristatus) (Abb. 1) ist mit 11 bis 14 cm, in Ausnahmefällen bis 20 cm Körperlänge die größte einheimische Molchart. Der Name rührt von dem auffälligen Kamm auf dem Rücken der paarungsbereiten Männchen. Kammmolche sind oberseits schwarz bis dunkelbraun gefärbt und besitzen eine auffällige leuchtendgelb bis orangerote Bauchseite mit schwarzen Fleckenmustern.
Unter den heimischen Molcharten ist der Kammmolch die seltenste und anspruchsvollste Art und daher von besonderem naturschutzfachlichen Interesse. So wird er in der FFH-Richtlinie als streng zu schützende Tierart aufgeführt und gilt in weiten Teilen NRWs als gefährdet. Die Gefährdung der Art ist vor allem auf das Verschwinden von Kleingewässern aus der Landschaft zurückzuführen. Gute Kammmolchgewässer sind sonnig, pflanzenreich, nicht zu klein, vor Düngereinträgen geschützt und fischfrei. In näherer Umgebung der Gewässer müssen geeignete Landlebensräume wie Hecken und Feldgehölze vorhanden sein. Kammmolche verstecken sich während der terrestrischen Phase häufig über Tag unter Astwerk, Holzstapeln, Wurzelhöhlungen und Steinen sowie in Kleinsäugergängen, um eine Austrocknung bei unvorteilhafter Witterung zu vermeiden. Etwa ab Mitte März wandern sie je nach Temperatur und Niederschlagsmenge in größerer Zahl zu den Laichgewässern.
Durch nächtliches Ableuchten der Gewässer sind die überwiegend nachtaktiven Kammmolche während der Paarungszeit nachweisbar. Genauere Bestandsschätzungen, die für effektive Schutzmaßnahmen unerlässlich sind, können mit dieser Methodik in den oft vegetationsreichen Gewässern jedoch nicht erbracht werden. Die AG Feuchtbiotope des NABU Münster, die sich für den Erhalt von Amphibiengewässern rund um Münster einsetzt, brachte daher zur Erfassung der Art im Frühjahr 2008 in zwei Kleingewässern nördlich von Münster-Coerde freischwimmende Reusenfallen ein, die aus Farbeimern und Kopfstücken von PET-Flaschen hergestellt wurden (Abb. 2). Schwimmkörper aus Schaumstoff stellten sicher, dass den Tieren in den Fallen ausreichend Luftraum zum Atmen blieb. Mittels einer Schnur konnten die Fallen bequem vom Ufer aus eingeholt werden.
Jeder Kammmolch besitzt ein individuell ausgebildetes Fleckenmuster auf der Bauchseite, welches eine verlässliche Erkennung von adulten Individuen innerhalb einer Population ermöglicht. Das
Bauchmuster aller gefangenen Kammmolche wurde mit einer Digitalkamera fotografiert. So konnten wiedergefangene Tiere erkannt und die Anzahl unterschiedlicher Individuen pro Gewässer ermittelt
werden (Abb. 3a, b). Beifänge anderer Amphibienarten wurden notiert, die Tiere jedoch nicht individuell unterschieden.
Zwischen dem 27.03. und 08.04.2008 wurden besonders viele Individuen gefangen (Abb. 4). Vermutlich wanderten in dieser Zeit aufgrund vorteilhafter Witterung besonders viele Tiere in die Gewässer
ein. Gegen Ende der Untersuchung nahm die Zahl gefangener Individuen kaum noch zu. Insgesamt konnten 139 unterschiedliche Individuen in Gewässer 2 und 129 in Gewässer 3 gezählt werden. Die
Wiederfangquote war in beiden Gewässern (Gewässer 2: 7,2%, Gewässer 3: 19%) relativ gering, womöglich aufgrund des eher kurzen Untersuchungszeitraumes und der beachtlichen Größe der Population.
Berücksichtigt man die Tatsache, dass nur zwei Kleingewässer des Gebietes als Stichprobe ausgewählt wurden, ist ohne Übertreibung von einem in seiner Individuenzahl durchaus bedeutsamen
Kammmolch-Vorkommen in Westfalen auszugehen.
Neben dem Kammmolch fanden sich in beiden Kleingewässern der in NRW überall häufige Teichmolch (Lissotriton vulgaris) und der Bergmolch (Mesotriton alpestris), sowie vereinzelt Erdkröten (Bufo bufo) in den Fallen (Abb. 5).
Während der Teichmolch in dem größeren und tieferen Gewässer 2 nach der Anzahl der Fänge (Wiederfänge möglich) dominiert, ist es in Gewässer 3 der Bergmolch. Diese Beobachtung deckt sich mit den bekannten Habitatpräferenzen der Arten.
Abb. 5: Gesamtanzahl im Untersuchungszeitraum gefangener Molche (Wiederf. mgl.)
aufgeschlüsselt nach Arten (links Gewässer 2,rechts Gewässer 3).
Während Kamm- und Teichmolch auch Gewässer innerhalb von landwirtschaftlich genutzten Flächen (Gewässer 2 liegt in einem Acker) besiedeln und der Teichmolch sogar halboffene Landschaften
bevorzugt, zeigt der Bergmolch eine engere Bindung an Waldstrukturen, die in der Nähe des kleineren, flachen Gewässers 3 zu finden waren.
Den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, ohne die diese Untersuchung so nicht möglich gewesen wäre, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Es würde uns freuen, wenn sich im nächsten Frühjahr
ebenso viele Helfer finden würden, um die Molchbestände der umliegenden Kleingewässer und möglicherweise Wanderbewegungen einzelner Individuen zu erfassen.
Ulrich Schulte, Christian Beckmann