August 2010 Am Himmel zeigt sich bereits der Mond, der an diesem Abend des 20. August besonders hell erstrahlt. Im matten Licht der Abenddämmerung ist eine Gruppe Menschen zu erkennen, die sich um einen Mann mittleren Alters schart, der einen kleinen Vortrag zu halten scheint. Selbst die Kinder in der Gruppe hören aufmerksam zu, als der Mann die Zwergfledermäuse erwähnt. Laut Carsten Trappmann, dem Redner und Leiter der AG Fledertierschutz des NABU, besteht eine große Chance, an diesem Sommerabend einigen Zwergfledermäusen zu begegnen. Nicht umsonst haben sich alle gerade hier, am Waldfriedhof Lauheide am Rande Münsters, getroffen, um gemeinsam auf die Suche zu gehen.
Schnell erklärt Carsten Trappmann noch, warum gerade hier so viele Fledermäuse leben. Entgegen einiger geläufiger Ansichten, die Fledermäuse gerne auch als Blutsauger bezeichnen, ernähren sich
(zumindest die in Europa beheimateten) Fledermäuse nicht von Tier- oder gar Menschenblut, sondern ausschließlich von Insekten. Und diese gibt es im Wald eben zur Genüge. Dass die Fledermäuse
selbst die kleinsten Insekten ausgezeichnet durch ihre Ultraschallrufe auffinden können, erscheint einigen der interessierten Leute um Carsten Trappmann fast schon unglaubwürdig. Doch die
Echoortung erbringt noch höhere Leistungen: Sogar auf einem Blatt kann die Fledermaus ein Insekt wahrnehmen. Die Augen der Fledermäuse taugen dagegen nicht zur Futtersuche: Allerhöchstens die
Umrisse der Bäume können Fledermäuse damit erkennen. Laut Carsten Trappmann kann man den Fledermäusen dankbar für ihren Heißhunger sein: Ohne sie würde es deutlich mehr Maikäfer und Mücken geben.
Nach dem kleinen Vortrag macht sich die Menschengruppe auf den Weg. Gleichzeitig führt Frauke Meier, ebenfalls Fledermaus-Expertin des NABU, eine weitere Gruppe durch den Wald. Umgeben von hohen
Bäumen ist trotz des hellen Mondes nicht viel zu erkennen. Einige haben Taschenlampen mitgebracht, die sie jetzt aufleuchten lassen. Carsten Trappmann hält zusätzlich einen speziellen Detektor in
den Händen, der die Ultraschallrufe der Fledermäuse auch für Menschen hörbar macht. Schon bald ertönt durch dieses Gerät ein Geräusch, einem schnellen Händeklatschen gleich – die Laute einer
Zwergfledermaus. Als Carsten Trappmann alle schnell auffordert, in den Himmel zu schauen, um noch einen letzten Blick zu erhaschen, ist das Tier schon fast wieder verschwunden. Auf dem Weg über
den Friedhof begegnen der Gruppe noch einige Fledermäuse, die mehrere Meter hoch über sie hinweg fliegen. Leider sind es nicht allzu viele – die Fledertiere meiden zu helles Mondlicht wie in
dieser Nacht. So entgehen sie der Gefahr, von jagenden Vögeln wie Eulen, in der Dämmerung aber auch von tagaktiven wie dem Baumfalken, gefangen zu werden.
Auch Nistkästen kann Carsten Trappmann seinen Zuhörern zeigen. Im Wald hat er selbst einige davon aufgehängt. Die kleinen, an den Bäumen befestigten Holzkästen haben im Gegensatz zu
Vogelnistkästen das Einflugloch am Boden. Neugierig versuchen ein paar der Fledermausinteressierten nachzuschauen, ob man durch das Loch eines Nistkastens wohl eine Fledermaus erkennen kann. Doch
statt Fledermäusen hat es sich eine Meise in dem Kasten gemütlich gemacht, deren gelber Bauch durch die Öffnung zu sehen ist. Staunend nehmen vor allem die Kinder zur Kenntnis, dass in einem
einzigen der etwa 80 Zentimeter hohen Kästen bis zu hundert Fledermäuse Platz haben.
Am Ende der etwa 90-minütigen Führung steht für die Besucher fest: Der Abend ist gelungen, auch wenn die Zahl der herumfliegenden Fledermäuse aufgrund des hellen Mondes eher beschränkt
blieb.
Silvia Vogelsang, Alina Rölver.