Der Naturschutzbund (NABU) Münster kritisiert die Planungen der Stadt Münster, mit einer Regionalplanänderung bei der Bezirksregierung Münster die Entwicklung weiterer 105 ha Wohnbebauung
vorzubereiten. In Münster wurden zwischen 1992 und 2013 bereits mehr als zwanzig Quadratkilometer Freifläche versiegelt, das entspricht einem Zuwachs der Stadtfläche um mehr als ein Viertel. Bis
2025 sind nach dem Regionalplan der Stadt Münster weitere 900 ha zur Bebauung vorgesehen, davon 700 ha zur Wohnbebauung - insgesamt entspricht das nochmal der 22-fachen Größe des Aasees.
Der NABU Münster kritisiert diese Entwicklung. Freiflächen sind die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen und unverzichtbar als Auffang- und Speichermedium für Wasser, zur Aufnahme und
zum Abbau von Schadstoffen, zum Temperaturausgleich, zur Frischluftzufuhr und nicht zuletzt zur Erholung und zum seelischen Ausgleich für die in der Stadt lebenden Menschen.
Der NABU Münster fordert die Entwicklung eines Leitbildes für die zukünftige Entwicklung Münsters, das sowohl der Notwendigkeit neuen Wohnraumes als auch den Ansprüchen und Erfordernissen der
bereits jetzt in der Stadt lebenden Menschen und einer gesunden Natur und Umwelt Rechnung trägt. Dabei spielt aus Sicht des NABU flächensparendes Bauen mit Augenmaß eine zentrale Rolle: Vor allem
der Bau von Einfamilienhäusern verbraucht unnötig hektarweise Fläche. Auf der anderen Seite verschlechtert sich die Lebensqualität durch Innenverdichtung und den Verlust von Freiräumen in der
Stadt rapide, ganz zu schweigen von den dramatischen Folgen für die Natur. Verbliebene Erholungsgebiete werden bei zunehmender Verdichtung stärker frequentiert, was die dortige Tierwelt verdrängt
und sie als Rückzugsraum unbrauchbar macht.
Der Grünlandverlust, dem mittlerweile landesweit durch ein Umbruchverbot Einhalt geboten werden soll, wird durch die zusätzlich geplanten Wohngebiete vorangetrieben. Die Landwirtschaft gerät
zudem auf den verbleibenden Flächen unter verstärkten Intensivierungsdruck, was den Lebensraum Acker, aber auch Gewässer, Wegraine und Heckenstrukturen belastet. Schon jetzt gelten über 65 %
unserer Feldvögel nach der Roten Liste als gefährdet. Münster ist da keine Ausnahme, so steht hier z.B. die Feldlerche kurz vor dem Aussterben, die Bestände von Bluthänfling, Goldammer und
Rebhuhn sind bedrohlich zurückgegangen. Eine Kompensation durch die Ausweisung von Ausgleichsflächen im erforderlichen Maße ist auf Dauer nicht möglich, wie die aktuellen Probleme mit dem Kiebitz
in der Loddenheide zeigen.
Ein Ansatz zum Flächensparen ist aus Sicht des NABU derzeit nicht im Mindesten erkennbar und muss dringend entwickelt werden. Bei der Entwicklung eines Leitbildes für den zukünftigen Umgang mit
unserer Heimatstadt müssen alle gesellschaftlich relevanten Gruppen mit einbezogen werden. Der derzeitige Ressourcenverbrauch ist nicht nachhaltig und zeigt wenig Verantwortung gegenüber
nachfolgenden Generationen. Denn eines steht fest: Fläche ist endlich. Und was einmal bebaut wurde, wird bebaut bleiben.
- Pressemitteilung des NABU Münster vom 14.03.2016 -
WN-Bericht zu diesem Thema (16.03.2016)