"Bäume sind keine Laternenpfähle oder Garderobenständer, die man nach Belieben umlegen kann". In einem offenen Brief an Politik und Verwaltung der Stadt Münster prangert der 1. Vorsitzende des NABU Münster, Peter Hlubek, die exzessiven Baumfällungen der letzten Zeit an und fordert erneut eine Baumschutzsatzung für die Stadt:
"Was ist nur in Münster los ?????
Eine Flut von Anfragen prasselten seit Jahresbeginn auf den Vorstand des NABU Münster ein. Gemeint sind die gigantischen Baumfällaktionen, die im Auftrag der Stadt, aber auch von diversen
privaten Grundstückseigentümern vorgenommen wurden. Hier einige Beispiele:
Kahlschlag am Wolbecker Steintor an der alten Bezirksvertretung – eine bauliche Notwendigkeit konnte nicht erkannt werden.
Diverse sogenannte „Nachverdichtungen“ Beispiel: Erlenbusch 19-27. Dort wurden alle Bäume im Auftrag eines Investors gefällt.
Angelmodder Weg /Gremmendorfer Weg 49 – dort wurde ein alter Baumbestand vollständig gerodet, obwohl der geplante Anbau den Bestand nicht berührt hätte.
Ebenso „großzügig“ wurde in Gievenbeck, Gescher Weg gesägt, obwohl die dortigen Studentenwohnheime durchaus erhaltenswerten Bewuchs ertragen hätten.
Am Coesfelder Kreuz und auf dem Gelände des Uni-Klinikums wurde ebenso Kahlschlag betrieben wie in Mauritz am Coppenrathsweg.
Der Gipfel: In einer „Nacht- und Nebelaktion“ mussten auf dem Gelände des SC Münster 08, ohne dass der Vorstand informiert wurde, mehrere kerngesunde Weißbuchen sowie eine Rosskastanie ihr Leben
beenden.
Ebenso „großzügig“ wurde beim Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals verfahren:
Hier mussten auch Bäume fallen, die der Verbreiterung des Kanals nicht im Weg gestanden hätten. Zwei dieser Bäume wiesen Schlafhöhlen des Grünspechts auf., die nach unseren Erfahrungen zur Brut
genutzt worden wären.
Die Gigantomie des Bäumefällens zur B51-Verbreiterung in St. Mauritz nicht mal mitgerechnet, wurde überall gesägt was das Zeug hält.
Futuristisch deutet sich eine Fällaktion zwischen Münster und Telgte beim Ausbau der Warendorfer Straße an. Mitglieder der Partei die „Grünen“ der benachbarten Städte haben bei einer
gemeinsamen Begehung über 350 Bäume gezählt, wovon 229 auf dem Gebiet der Stadt Münster den Motorsägen zum Opfer fallen würden.
Aktionen im Bereich des Hansaringes, wo kerngesunde Platanen fallen mussten, obwohl die Bürger sich vehement dagegen gewehrt haben, lassen die Volksseele kochen.
Die Stadt, die einmal zur lebenswertesten Stadt und zur Hauptstadt der Biodiversität (2. Platz) gekürt wurde, wird von Spöttern mit dem Slogan „kommt (nicht) nach Münster, der Stadt der
abgesägten Bäume“ karikiert und das nach unserer Ansicht zu Recht.
Den dafür Verantwortlichen der Stadt Münster sei hiermit Nachhilfe erteilt: Denn Bäume sind keine Laternenpfähle oder Garderobenständer, die man nach Belieben umlegen kann. Bäume sind Lebewesen,
haben eine hohe Bedeutung für die Bewohner unserer Stadt. Sie sind Schatten-spender, entnehmen CO2 der Atmosphäre, erzeugen Sauerstoff. Bäume sind wichtige Refugien für Insekten, Fledermäuse,
Säugetiere und Vögel. Wer das nicht bedenkt, handelt fahrlässig mit unserem Gemeinwohl. Das bisherige großartige grüne Flair unserer Stadt wird grau und trist.
Der NABU Münster hat im Februar 2017 die Schaffung einer Baumschutzordnung gefordert. Bisher hat sich diesbezüglich nichts getan. Diese Forderung stellen wir jetzt erneut, weil wir glauben, sie
sei nach den geschilderten Zuständen mehr als nötig.
für den Vorstand des NABU Münster:
Peter Hlubek"