Der Klarapfel ist im Münsterland der wohl bekannteste Sommerapfel, dessen Früchte schon ab Mitte Juli zu ernten sind.
Sein Ursprung liegt im Baltikum und in Skandinavien, eine genaue Herkunft ist allerdings unbekannt. Schon im 18. Jahrhundert hat der bekannte schwedische Dichter Carl Michael Bellman
(1740-1795) die Klaräpfel in einem Gedicht erwähnt.
In Russland hat sich der Botaniker und Pomologe Dr. Regel um die Sicherung der dortigen Sorten verdient gemacht. 1855 zum wissenschaftlichen Direktor des kaiserlichen botanischen Gartens in St.
Petersburg berufen, gründete er 1863 einen pomologischen Garten mit über 300 russischen Kernobstsorten. 1868 erschien seine russische Pomologie. Dr. Regel beschreibt die Klaräpfel, von
denen es mehrere Sorten in Russland gab, als sehr robuste, die härtesten Winter aushaltenden Apfelsorten.
Der Weiße Klarapfel wurde 1852 von der Baumschule Wagner aus Riga (Lettland) nach Frankreich an die Baumschule Leroy in Angers geliefert und von dort in Europa verbreitet. Als Durchsichtiger
Sommerapfel und Weißer Transparent wurde er 1891 in den pomologischen Monatsheften beschrieben. Namen wie Johannisapfel, Jakobiapfel, Augustapfel oder Sommerscheibe weisen auf die frühe Reife
hin. Weil der Apfel im Ostseeraum auch die deutsche Bezeichnung Weißer Klarapfel hatte, wurde dieser Name später allgemein eingeführt.
Der Baum wächst anfangs mittelstark und bildet eine schmalpyramidale, später breitkugelige Kronenform mit aufrechten Leitästen. Einen strengen Fruchtholzschnitt verträgt er nicht. Sowohl Blüte
als auch Holz sind wenig frostanfällig, deshalb ist er auch für höhere Lagen geeignet. Auf trockenen Böden ist er anfällig für Mehltau und die Früchte bleiben sehr klein. Schwere Böden machen ihn
krebs- und blutläuseanfällig.
Aufgrund seiner lang anhaltenden, unempfindlichen Blüte ist der Weiße Klarapfel ein guter Pollenspender. Der Ertrag setzt früh ein und ist mittelhoch, bei älteren Bäumen alternierend. Starker
Vorfruchtfall und nicht windfeste Früchte schränken den Ertrag jedoch ein.
Ab Mitte Juli beginnt die Ernte. Der richtige Zeitpunkt zum Pflücken ist erreicht, wenn sich die Schale sich von grün nach gelb verfärbt. Der Apfel hat eine wachsartige Bereifung und deutlich
sichtbare helle Schalenpunkte, sowie ausgeprägte, über die ganze Frucht laufende Rippen. Wichtig ist ein mehrmaliges Durchpflücken: zu früh gepflückte Äpfel sind sauer, zu spät gepflückte
schmecken mehlig. Da der Apfel äußerst druckempfindlich ist, muss sehr behutsam geerntet werden. Die Früchte können direkt vom Baum gegessen und nur maximal 2 Wochen gelagert werden. Frisch
verzehrt ist der Weiße Klarapfel saftig, mit einem leicht säuerlichen Aroma. Beliebt ist das vorzügliche Apfelmus.
Der Baum ist eine gute Wahl für Hausgärten und zur Selbstversorgung, bei regelmäßigem Schnitt auch für Streuobstwiesen.