Heute eher selten zu finden, war die Harberts Renette vor 140 Jahren in Westfalen sehr verbreitet. Die Sorte wurde wahrscheinlich im Kreis Soest in Westfalen gefunden. 1828 beschrieb sie der
Pomologen Adrian Diel (1756 – 1839) erstmals als Harbert´s Reinettenartiger Rambur. Er hatte den Apfel von dem Landpfennigmeister Carl Herbert (1771 -1832) aus den sauerländischen Arnsberg
erhalten. Der Deutsche Pomologenverein empfahl die Haberts Renette 1857 zur Anpflanzung.
Harberts Renette gehört zu den am stärksten wachsenden Sorten und kann sehr alt werden. Sie bildet große, hoch- und breitrunde Kronen mit ausladenden, später hängenden Ästen. Der Baum muss kaum
verjüngt werden, da die Triebkraft bis ins Alter anhält. Harberts Renette ist sehr gesund und robust. Sie bevorzugt schwere mineralische Böden. Bei hohem Grundwasserstand ist das Holz
frostempfindlich. Auf besonders leichten Sandböden neigen die Früchte zu Stippe, die oft erst im Lager auftritt. Die Sorte ist von den Höhenlagen bis in die Küstenregion anbaufähig. Die
Blüte ist mittelspät und lang andauernd, dadurch wenig forstanfällig. Haberts Renette beginnt spät zu tragen, dann jedoch ein hoher, an geeigneten Standorten meist jährlicher
Ertrag.
Die Frucht ist mittelgroß bis sehr groß, regelmäßig flachkugelig, zum Kelch hin verjüngt. Über die Seiten laufen flache, breite Kanten. Die Fruchtschale ist glatt, mit grünlich gelber, später
goldgelber Grundfarbe. Sonnenseitig, besonders zum Stiel hin gestreift oder verwaschen rötlich. Zahlreiche, deutliche bräunliche Schalenpunkte. Das Fruchtfleisch ist gelblichweiß, feinzellig,
saftig, von erfrischend weinigem Geschmack. Pflückreif sind die Äpfel Mitte Oktober. Sie sollten nicht zu früh geerntet werden, dann halten sich die Früchte bis ins Frühjahr. Bis zur Pflückreife
sind die Früchte windfest, dann starker Fruchtfall.
Harberts Renette ist ein ausgezeichneter Apfel für den Frischverzehr, geeignet für Dörrobst, Saft, Mus und zum Backen.
Die beste Wuchsform ist der Hochstamm. Für alle kleineren Formen ist die Sorte infolge des starken Wuchses nicht zu empfehlen. Da die Haberts Renette durch die Ausbildung ihrer großen Krone sehr
viel Raum einnimmt, ist sie für kleinere Gärten ungeeignet. Auf den Streuobstwiesen des Münsterlandes ist dieser ertragreiche Baum ein Gewinn, von dem auch die folgenden Generationen noch
hervorragende Äpfel ernten können.