Gute Graue

Birne des Jahres 2019 im Münsterland

Das Illustrierte Handbuch der Obstkunde (1860) erwähnt: Die Gute Graue wurde von der Versammlung in Gotha  zur vermehrten Anpflanzung empfohlen. Früher war diese Sorte im Münsterland so wie in ganz Norddeutschland sehr weit verbreitet und kam häufig vor. Leider sind diese mächtigen, das Landschaft prägenden Bäume heute so gut wie verschwunden. Die ausgesprochen kurze Haltbarkeit der Früchte hat sicher viel zum Verschwinden dieser Sorte beigetragen. 

 

Für den Handel sind sie wegen ihrer kleinen Form und der geringen Lagerfähigkeit uninteressant. Beliebt jedoch in der regionalen Küche. Typisch norddeutsch Birnen, Bohnen und  Speck oder westfälisch Blind Huhn.


Der in Westfalen vorwiegend verwendetet Name Judenbirne kommt wahrscheinlich durch eine Verwechslung mit der echten Judenbirne zustande. Diese Sorte wurde von Major Esperen 1843 nach dem Standort des Baums an der Mauer der Judengasse in Mecheln  benannt.

 


Der NABU Münster möchte mit der Auszeichnung Birne des Jahres 2019 historische Sorten wieder in Erinnerung und in die Streuobstwiesen bringen. Weil die Gute Graue im Münsterland kaum noch zu finden ist, bittet der NABU Standorte zu melden, um die Birne auf dem Wochenmarkt in Münster anbieten zu können.

 

Der Baum
Ursprünglich kommt die Gute Graue wahrscheinlich aus Frankreich, wo sie schon vor 300 Jahren bekannt war. Im 18. Jahrhundert wurde sie nach Deutschland eingeführt.

Sie hat viele Synonyme wie Eisenbart, Graubirne, Jutjes Birne, Sommerambrette und in Westfalen auch Judenbirne

Die Bäume der Guten Grauen sind sehr starkwüchsig und bilden außergewöhnlich große, breitrunde Kronen. Da sie im Alter eichenähnlich sehr ausladend sind, benötigen die Bäume sehr viel Platz und  könnten gut als Solitär stehen. Die Krone verlangt nur in der Jugendphase einen Rückschnitt, danach nur gelegentliches Auslichten.

Die Fruchtbarkeit dieser Sorte setzt erst spät, nach 10 bis 15 Jahren ein. Der Ertrag ist hoch, jedoch alternierend.

Der Baum wächst am besten auf tiefgründigen, nicht zu trockenen Böden. Ebenso für Windlagen und raue Standorte geeignet. Er ist sehr gesund, wenig frost- und  schorfanfällig und kann sehr alt – über 100 Jahre werden.

Frucht
Die Birne ist klein bis mittelgroß, kreisel- oder kegelförmig. Stiel oft mit Fleischwulst verwachsen.
Fruchtschale rau, trocken und fest. Grundfarbe grün mit starker zimtfarbener Berostung.
Fruchtfleisch creme-weiß, schmelzend, etwas grießig, sehr saftig, süß-säuerlich.

Pflückreife heute anders als in der Literatur beschrieben bereits Mitte August. Die Früchte sollten kurz vor der Reife geerntet werden und sind nur wenige Tage köstlich mit intensivem Aroma.  Im Natur-Lager werden die Früchte schon nach ein bis zwei Woche teigig.

Gute geeignet zum Frischverzehr, zum Dörren und Einkochen. Ein gute Kochbirne, die früher im Münsterland für Birnen Bohnen und Speck Verwendung gefunden hat und heute gern als „Rotweinbirne“ zum Dessert gereicht wird.